Über den Film

Was macht den Film besonders?

Der Film richtet sich zwar vordergründig an Kinder, behandelt jedoch – von den wenigen Skateboard-Szenen abgesehen – ausnahmslos erwachsene Themen, wie Liebe, Partnerschaft, Loyalität aber auch Tod und Trauer. Diese Themen werden, mal mehr und mal weniger ernst interpretiert, jedoch ohne dass die Erwachsenen im Film auf die kindlichen Protagonisten herabschauen.

Zusätzlich besitzt der Film eine Meta-Ebene, die sich an Erwachsene richtet. Wenn Carolines biederer Politiker-Papa, während eines Gesprächs mit Phil, gedankenverloren in die Kamera schaut und im Hintergrund die Marseillaise summt, dann richtet sich diese Szene natürlich an erwachsene Zuschauer, welche hier die offensichtlich opportunistischen Ziele erkennen.

Interessant ist auch, dass der Film aus heutiger Sicht so echt ist. Natürlich ist die Geschichte erfunden. Alle Orte, Sets und Requisiten sind dagegen real und es wurde ausschließlich an Original-Schauplätzen in Paris gedreht. Das geht so weit, dass selbst die im Film genannte Adresse von Phils Herzdame Caroline (2 Rue Paul Déroulède, 5. Stock rechts) eine reale Wohnung im 15. Arrondissement in Paris ist. Auch alle Innen- und Außenaufnahmen der Wohnung wurden dort gedreht.

Dieser Sinn für Realität ist ein wichtiges Element des Films. Als Kind war ich besonders berührt von dem im Film zu sehenden Hunde-Friedhof (Cimetière des Chiens in Asnières sûr Seine) und wäre ziemlich enttäuscht gewesen, würde dieser nicht wirklich existieren.

Szene mit Bérengère de Lagatinerie aus dem Film Trocadéro Bleu Citron (1978).
Caroline erkundigt sich, wie man eine psychsomatische Erkrankung am besten simuliert. Auch das Buch „Comment comprendre les maladies psychosomatiques“ (deutsch: Psychosomatische Krankheiten verstehen) von Gilbert Tordjman († 2009) existiert tatsächlich. Es erschien im Jahr 1977 unter der ISBN 9782720300301.
Foto: Filmszene aus Trocadéro Bleu Citron, 1978 (Madeleine Films/Gaumont)

Der Inhalt

Synopsis

Es war einmal am Trocadéro ein kleiner Junge namens Phil. Phil ist zehn Jahre alt und führt ein lebensfrohes und glückliches Leben in einem Paris, das er mit klarem Blick durch eine rosarote Brille sieht. Lebensfroh, weil er bei der Lotterie der Mütter das große Los gezogen hat. Seine Mutter heißt Annie, sie ist Fotografin. Sie ist schön und jung und lebt in einem Haus voller Sonne und Vögel. Sie ist die Mama des Glücklichen. Zu seinem Glück gehört auch, dass seine besten Freunde großartig sind.

Sie skaten alle wie verrückt am Trocadéro und das Leben vergeht voller Lachen und Freude – bis zu jenem Tag.

Als Phil entlang der Wasserbecken des Trocadéro geht, sieht er – sie – Caroline, zehn Jahre alt wie er – und plötzlich spürt er eine große Leere in der Brust. Es ist, als hätte er sie schon immer vermisst.

Phil und Caroline werden sich oft sehen – und Phil wird seiner besten Freundin Annie davon erzählen, seiner Mutter, die besser als jeder andere verstehen wird. Verstehen, dass man ihm helfen muss – und dass sein Bedürfnis nach Zärtlichkeit riesig ist.

Und wie sagt das Lied: „Ein kleiner Vogel und ein kleiner Fisch liebten mit zärtlicher Liebe sich. Doch fragt man sich wie das geht, wenn einer nur im Wasser lebt.“

Übersetzung aus dem französischen: A.W. Sautter

Seite aus der Pressemappe des Films Trocadéro Bleu Citron (1978).
Synopsis des Films in der Original-Pressemappe. Bei dem darin zitierten Lied, handelt es sich um das Chanson „Un petit poisson, un petit oiseau“ der französischen Sängerin Juliette Gréco († 2020). Die gegen Ende von Trocadéro Bleu Citron zu sehende Szene mit dem Singvogel im Goldfischglas, ist ebenfalls als Zitat auf dieses Lied zu verstehen.
Abbildung: Pressemappe Trocadéro Bleu Citron, 1978 (Madeleine Films/Columbia)

Die Produktion

Wie Trocadéro Bleu Citron entstand

Der Original-Pressemappe zu Trocadéro Bleu Citron ist zu entnehmen, dass Michael Schock im Jahr 1977 mit der Idee zu Trocadéro Bleu Citron auf Gilbert de Goldschmidt († 2010), den Gründer der Madeleine Films, zukam und diesen als Produzenten gewinnen konnte.

Finanziert wurde Trocadéro Bleu Citron anschließend gemeinsam von Madeleine Films und Les Productions de la Guéville, der Produktionsfirma des bekannten französischen Schauspielers und Regisseurs Yves Robert († 2002), wobei das Budget bei damals 5 Millionen Französischen Franc lag.

Die Dreharbeiten von Trocadéro Bleu Citron fanden vom 13. März 1978 bis 11. Mai 1978 statt. Der Film erschien schließlich am 30. August 1978 in französischen Kinos.

Gilbert de Goldschmidt, französischer Filmproduzent
Gilbert de Goldschmidt (2006)
Bild: F.G., CC BY-SA 3.0
Yves Robert, französischer Schauspieler und Filmproduzent
Yves Robert (1979)
Bild: Hans van Dijk for Anefo, CC BY-SA 3.0

Der Regisseur

Michael Schock

Trocadéro Bleu Citron war der erste Film des 1947 in Nizza als Michael Schoch geborenen Schweizer Regisseurs und Schauspielers Michael Schock. Von ihm stammen auch die Idee und das Drehbuch. Schock war, laut seinem IMDb-Eintrag von 1978 bis 1988 an insgesamt fünf Produktionen als Regisseur und acht mal als Schauspieler beteiligt.

Laut der Original-Pressemappe zu Trocadéro Bleu Citron, war Schock außerdem in der Werbebranche tätig, als er im Alter von 30 Jahren das Drehbuch zu Trocadéro Bleu Citron schrieb.

Die korrekte Schreibweise seines Namens war lange ein Mysterium. Bereits in der Original-Pressemappe variiert der Name zwischen „Mickaël Schock“ und „Mickael Shock“. Auf dem Original-Filmposter wird sein Name dagegen „Michael Schock“ geschrieben, ebenso wie im Vorspann des Films und auf IMDb. Zum Teil mag das daran gelegen haben, dass man damals das Trema im Namen, also das ë mit dem Doppelpunkt, nicht korrekt wiedergeben konnte. Auch in der Pressemappe scheint es dabei Schwierigkeiten gegeben zu haben.

Wie aus aktuellen Daten seines Unternehmens YATAGAN FILMS hervorgeht, ist sein bürgerlicher Name tatsächlich Michael Schoch. Er lebt heute in einem Vorort von Paris und ist auch als Autor tätig.

Michaël Schock, Regisseur des Films Trocadéro Bleu Citron (1978).
Michael Schock in einer Filmszene aus dem Jahr 1980.
Foto: UGC

Filmplakat und Filmmusik

Das Filmplakat und die Filmmusik

Das französische Original-Filmplakat, dessen Motiv auch als Cover für die Veröffentlichung der Original-Filmmusik verwendet wurde, stammt vom französischen Künstler René Ferracci († 1982). Ferracci entwarf bis zu seinem Tod die farbenfrohen Plakate für zahlreiche französische und internationale Filme. Da Trocadéro Bleu Citron nie in deutschen Kinos erschien und auch im deutschsprachigen Fernsehen nur unter dem verkürzten Titel Trocadero gesendet wurde, kam das Plakat in Deutschland allerdings nie zum Einsatz.

Die eingängige Original-Filmmusik, wurde von Alec R. Costandinos komponiert. Aufgrund des Alters des Films wurde der Soundtrack, soweit bekannt, jedoch nie auf CD veröffentlicht und ist auch auf Streaming-Plattformen nicht erhältlich. Einzelne Exemplare der Vinyl-Schallplatte sind auf den üblichen Verkaufsplattformen noch gebraucht zu finden.

Original Filmposter des Films Trocadéro Bleu Citron (1978).
Das Original-Filmposter zu Trocadéro Bleu Citron des französischen Künstlers René Ferracci.
Illustration: René Ferracci